Ich schreibe eine Roman – Logbucheintrag #9

Acrylbild, im Juli 2012 erstellt

Wenn du nicht weißt, wie du es schreiben sollst: Mach es!

Das passiert mir selbst immer wieder. Ich schreibe über Dinge, in denen ich mich nicht auskenne. Der Schreibfluss stockt und ich merke früh, dass mir der Input fehlt, um das zu sagen, was in diesem Augenblick passiert. Wie wechselt man z.B. das Radlager eines PKW’s? Welche Arbeiten muss man auf dem Bauernhof verrichten? Was sieht man, wenn man hoch oben in der Luft auf die Erde schaut?
Diese letzte Frage habe ich mir gestellt, als ich die Szene meines Romans geschrieben habe, in der meine Charaktere mit einem Zeppelin-Luftschiff fliegen. Für meinen Hauptcharakter ist das eine neue Erfahrung und so brauche ich entsprechend detaillierte Informationen, um diese Details dann auch in den Text packen zu können.

Ja, und was sieht man so, wenn man von oben auf die Erde schaut? Zuerst habe ich die Szene einfach so geschrieben und mir vorgestellt, wie die Eindrücke sein müssten. In der ersten Fassung meines Manuskripts ist das auch in Ordnung. Man wird Wolken sehen, Getreidefelder, Bäume und Wälder. Das alles noch etwas ausgeschmückt und das Kopfkino spielen lassen, dann hat man schon mal einen guten, ersten Entwurf.
Sehr viel besser wird die Szene aber, wenn man sich noch ein wenig mehr mit der Situation beschäftigt. Am genannten Beispiel habe ich folgende Schritte unternommen:

1. Videos finden / Filme gucken
Vor allem bei technischen Dingen habe ich sehr oft auf Youtube nach einem Tutorial gesucht. Wie man Reifen wechselt z.B. oder wie eine Dampflok aussieht, sich anhört und bewegt. Diese Eindrücke können einem sehr dabei helfen den Text zu verbessern. Heutzutage findet man zu fast jedem Thema ein Video.
Wenn du über ein allgemeineres Thema schreiben willst, leih dir einen Film dazu aus. Das kann eine Dokumentation sein oder ein Spielfilm, in denen die Dinge passieren, die du kennen musst für deine Szene.

2. Bilder finden
Auch passende Bilder können helfen. Bei Kleidung z.B. suche ich mir die passenden Online-Shops oder besuche Pinterest, um eine bestimmte Mode textlich beschreiben zu können. Für meine Charaktere suche ich sogar Bilder von Schauspielern, anhand denen ich das Aussehen beschreibe. Im Text wird niemand merken, wen ich als Vorlage hatte, aber das Bild hilft mir ungemein, die passenden Worte zu finden!

3. Am allerbesten: Selber machen!
Gut, das war Zufall, aber diese Woche bin ich nach 7 Jahren das erste mal wieder mit einem Flugzeug geflogen. Nach Hamburg und wieder zurück, um genau zu sein. Während ich also aus dem Fenster hinab auf die Erde blickte, fiel mir ein: Hey, du hast doch auch eine Szene, wo deine Charaktere von ihrem Luftschiff hinunterblicken. Sofort habe ich mein Smartphone gezückt und mir die Eindrücke notiert. Darunter waren z.B. die Wolken, die mal fülliger waren, aber auch dünner und cremeartiger. Ebenso konnte man den Lauf der Flüsse sehr gut erkennen und wenn die Sonne im richtigen Winkel auf sie geschienen hat, schimmerte das Wasser so sehr, dass der Fluss wirkte wie aus Gold gegossen. Städte waren eine lose Ansammlung von Steinen, die aber bei genauerer Betrachtung trotzdem eine Ordnung hatten, denn Straßen, Wälder und Flüsse zäunten sie ein.
Das klingt doch schon sehr atmosphärisch, oder?

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

Bei meinem aktuellen Roman habe ich das bei einigen Szenen so gemacht. So war ich z.B. in einem botanischen Garten und auch in einem Naturschutzgebiet und habe mir dort all die Eindrücke notiert, um sie später in die Dschungel-Szenen meines Manuskripts einzupflegen.
Ihr merkt, worauf ich hinaus will: Um eine Szene wirklich gut schreiben zu können, macht das, was eure Figuren machen sollen! Das ist jetzt keine Aufforderung zum Mord (Krimi), zur Promiskuität (Erotik-Thriller) oder sonstigem, nicht falsch verstehen! 😉 Natürlich muss alles seine Grenzen haben. Aber wenn ihr z.B. eine Picknick-Szene schreibt, schnappt euch doch einfach ein paar Freunde und geht picknicken. Oder gehen eure Charaktere angeln? Petri Heil! In eine Kneipe, um ein Bier zu trinken? Prost! Ihr habt dann natürlich auch euren Notizblock dabei, um die Eindrücke zu notieren:

– Was siehst du? …
– Was riechst du? …
– Was fühlst du? …
– Was schmeckst du? …
Von den großen Dingen bis zu den kleinen Details: All das zählt!

Damit könnt ihr das, was ihr schreibt viel mehr vertiefen und die Atmosphäre eurer Texte verstärken. Ihr könnt auch einfach so, bei besonderen Ereignissen notieren, was um euch herum passiert. Vielleicht könnt ihr es irgendwann in einem Text gebrauchen!

Gehabt euch wohl und meidet die Dunkelheit, liebe Leser!

 

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2 Replies to “Ich schreibe eine Roman – Logbucheintrag #9”

  1. Japp, so mache ich es auch. Besonders weil einige meiner Geschichten öfter im Ausland spielen schaue ich mir sehr gerne Dokus darüber an um ein Gefühl für das jeweilige Land zu entwickeln. Fotos suche ich mir auch gerne raus. Die sind auch immer recht praktisch.
    Beim selber machen hört es dann meist auch schon auf. Das würde in meinem Fall doch alles zu teuer werden, dann müsste ich kreuz und quer über die Weltkarte reisen. XD Auch wenn mir das natürlich gefallen würde.
    In den meisten Fällen muss die Fantasie dann doch herhalten bzw. das was ich im Internet auftreiben kann. ;D

    1. Hey, danke für deinen Kommentar! 🙂

      Ja klar, gerade bei Reisen finde ich es auch ratsamer, sich einfach Dokumentationen oder Reiseführer anzuschauen. Falls du einen Mord beschreibst, rate ich dir auch, nicht selbst einen zu begehen, den Fehler macht man mal schnell. Da ist es auch besser, sich woanders Inspiration zu suchen! 😉 Haha!

      Viel Erfolg beim Schreiben weiterhin und möge die Muse dich küssen! 😉

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